Sie interpretieren: Jonas Birthelmer, Hajo Lorenz, Sven Lück und Thomas Lipps (v. l.)
sind die „Dylan Night“-Band. Foto: pro
“Dylan Night” – das ist ein Abend mit einer Band, die der Denzlinger Hajo Lorenz ins Leben gerufen hat, um mit ihr Songs von Bob Dylan zu spielen. Nach einigen Wechseln kam 2007 als zweiter Sänger und Gitarrist Jonas Birthelmer dazu, Bassist Thomas Lipps und Drummer Sven Lück komplettieren das heutige Quartett. Die Band ist mehr als eine Coverband, sie interpretiert Dylan und spielt ihn nicht nach. Am Freitag ist sie – mit noch zwei Gastmusikern: Michael Morrissey und Micki Summ – im Freiburger Waldsee zu hören. Mit Lorenz und Lipps sprach Thomas Steiner.
BZ: Hajo Lorenz, es gibt Dylan-Verehrer wie Sie und es gibt Leute, die mit Dylan gar nichts anfangen können. Wie erklären Sie denen mit einem oder zwei Sätzen, was das Tolle an Dylan ist?
Hajo Lorenz: In einem Satz? Ein guter Song ist alles. Früher habe ich viel mit Verzerrern und so gespielt, heute achte ich darauf, dass ein Song gut ist. Und ein Dylan-Song steht für sich, da braucht man kein Instrumentarium, der Song sagt alles.
BZ: Oft weiß man aber nicht, was einem ein Dylan-Song sagen will.
Lorenz: Das ist genau das, was mich und viele Leute, mit denen ich darüber geredet habe, fasziniert. Er sagt ja auch selber, er schreibt, was ihm in den Sinn kommt. Er hat sich in dem Moment das und das gedacht, und wenn jemand anderes das Lied hört, macht er sich seine eigene Geschichte. Das ist gleichzeitig das, was Leute irritiert, die mit Dylan nichts anfangen können.
Thomas Lipps: Ich glaube, das ist wie bei einem Künstler, der ein Bild gemalt hat und sich dann amüsiert anhört, was die Leute dazu sagen.
BZ: Dylan hat sich oft gewandelt, gibt es eine Phase, die Sie bevorzugen?
Lorenz: Ich habe ihn 2001 zum ersten Mal live gesehen, mit den Gitarristen Larry Campbell und Charlie Sexton in der damaligen Band. Die hat mir gut gefallen, mit ihrem seidigen Gitarrensound.
Lipps: Ich stehe auf die Singer/Songwriter-Phase. Die Hits, die später kamen, waren auch toll, aber als er die Woody-Guthrie-Schiene fuhr, das finde ich toll. Und die erste elektrische Umsetzung seiner Musik, als sie ihm beim Newport-Festival das Kabel durchschneiden wollten und er das durchgezogen hat – beeindruckend.
BZ: Haben Sie bei der Dylan Night alle Phasen im Programm?
Lorenz: Wir haben zu wenig von den neuesten Songs drin. Das wollen wir immer wieder mal ändern, aber dann stolpern wir über irgendein Wahnsinnsstück von 1963…
BZ: Es sind zwei Sänger in der Band, wird da auch mal gestritten, wer welchen Song kriegt?
Lorenz: Nein, nie. Der eine sagt, ich habe Lust, das und das zu machen, dann machen wir das. Und oft singen wir Stücke auch zweistimmig. Bei “Mr. Tambourine Man” zum Beispiel hat mir mein Gesang alleine nicht so gut gefallen, und ich habe Jonas gefragt, ob er nicht mal eine zweite Stimme ausprobieren will. Jetzt machen wir das Stück fast komplett so.
BZ: Wenn Sie die Songs singen, ist Ihnen dann immer bewusst, dass Sie da einer Legende nacheifern?
Lorenz: Dadurch, dass ich die Stücke rauf und runter höre, in den verschiedensten Versionen, verinnerliche ich das irgendwann. Wenn ich dann die Gitarre nehme und singe, mache ich mir da keine Gedanken mehr.
BZ: Bei Dylan-Songs wird viel über die Texte gesprochen, aber was macht die Güte seiner Musik aus?
Lipps: Er hat super Hooklines geschrieben, gute Melodien über drei oder vier Akkorde gelegt. Das ist eine Magie der Einfachheit bei ihm.
BZ: Und worauf kommt es dann beim Interpretieren an?
Lipps: Man muss die Atmosphäre schaffen, den Grundton so spielen, dass man bei den Leuten die Saite zum Schwingen kriegt, die angesprochen werden soll. Das ist ganz wichtig: die Emotionalität.
Lorenz: Ich habe oft beim Singen die Augen zu, und wenn ich sie dann doch aufmache, sehe ich vor mir Leute, die auch die Augen zu haben. Das heißt, wir gehen zusammen ein bisschen auf eine Reise.
BZ: Geht es da nicht auch um sentimentale Erinnerungen an früher?
Lorenz: Ich würde nicht sagen, dass das eine Zeitreise ist. Wir erleben zusammen etwas Intensives, das ist es.
BZ: Wenn die Band ein neues Stück angeht, wie funktioniert das?
Lipps: Wir probieren aus. Zum Beispiel zum einen Stück einen train beat oder ein anderes uptempo. Wir versuchen, das Ding zum Laufen zu bringen.
BZ: Hajo Lorenz, noch ein Wort zu den Äußerlichkeiten: Ihr Co-Sänger Jonas Birthelmer sieht ja aus wie der junge Dylan mit seinen Locken, sind Sie neidisch auf ihn?
Lorenz: (lacht) Ich bin dafür schon mit dem älteren Dylan verglichen worden. Wobei Jonas’ Ähnlichkeit schon auffällt. Und er weiß auch, wie man sie nicht verbirgt.
BZ: Eine Gemeinsamkeit haben Sie beide: Er macht beim Singen auch die Augen zu.
Lipps: Das mache ich aber auch, wenn ich die Musik genieße und alles andere mich nicht mehr interessiert!
– Dylan Night, Freiburg, Waldsee, Freitag, 10. September, 21 Uhr.