Gänsehaut an einem warmen Sommerabend

Dylan Night im Blue Notes   Badische Zeitung, 25.06.2013

LAHR. Der Gruppe “Dylan Night – Bobsongs Live” ist ein schöner erster Auftritt im Lahrer Blue Notes gelungen. Eingebettet in unaufdringlichen Gitarren-Sound und die sparsam eingesetzte Mundharmonika konnten die beiden Freiburger vor allem mit ihrem guten Gesang punkten. Den rund 40 Gästen hat es gefallen.

Die Freiburger Band Dylan Night – Bobsongs Live war zum ersten Mal zu Gast im Blue Notes im Lahr. Darauf angesprochen, wie Gründer Hajo Lorenz auf die Idee der Band kam, bekennt er, neben seiner großen, musikalischen Liebe, den Grateful Dead, schon immer Dylan gehört zu haben. Der endgültige Kick sei dann 2001 gekommen, als er den Meister höchstselbst beim Stimmen-Festival in Lörrach zum ersten Mal live erlebte. Lorenz: “Ich mag sogar seine Stimme.” Der 29-Jährige Jonas Birthelmer stieß eines Tages in der Schallplattensammlung seines Vaters auf Bob Dylan, lernte Gitarre spielen und sei dann einfach an seiner Musik hängen geblieben.

“Oxford Town” bestreitet Birthelmer alleine. Und er sieht seinem Idol dabei nicht nur frappierend ähnlich, selbst Dylans näselnd-schnarrende Stimme findet den Weg durch die Lautsprecher. Ein eigenartiges Erlebnis. Dabei heißt es auf der Internetseite der Band, eine Dylan-Cover-Band sei “ein Ding der Unmöglichkeit”.

Bei “Mr. Tambourine Man” kam Lorenz mit der Lap-Steel Guitar dazu und schnell wurde deutlich, wie gut die Stimmen der beiden harmonierten. Es war übrigens einer der ganz wenigen Dylan‘schen Gassenhauer, der Rest des Programms bestand überwiegend aus Nummern, die nicht ständig im Radio rauf- und runter gespielt werden – was bei rund 1000 Dylan-Songs zwar nicht schwer ist, sich aber doch erfreulich vom Mainstream anderer Cover-Bands abhebt. Zu hören war authentische, handgemachte Musik mit akustischen, halbakustischen und elektrischen Gitarren, allesamt ohne Plektron gespielt sowie Birthelmers Mundharmonika.

Im Publikum saßen erwartungsgemäß viele Männer mit ergrauten Schläfen, die meisten im feinen Polo-Hemdchen und mit der Frau an ihrer Seite – mutmaßlich derselben, die seit zwei Jahrzehnten nach 24 Uhr die zerkratzen Dylan-Platten hören muss, wenn Papa wieder zwei Bier zu viel im Kopf hat und den alten Zeiten – als Sex noch sicher und die Fliegerei noch gefährlich war – nachtrauert. Jede Protest-Generation wird irgendwann erwachsen. Gegen Ende erzählte das Stück “Tempest” 13minutenlang in unangenehm präzisen Reimen von den letzten Minuten der untergehenden Titanic. Gänsehaut bei 26 Grad Celsius.

Es war ein Abend ohne Effekthascherei. Ein Abend mit Dylan für Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen. Und das alles in einem Rahmen, der für die Stimmung an einem Sommerabend kaum hätte besser sein können.

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